Verschwenden wir keine Zeit und fangen wir an. Das größte Verbesserungspotential liegt in den folgenden drei Schwerpunkten:
Komposition, Technik, Methodik
Schon durch geringe Verbesserungen in diesen drei Punkten kann sich die Qualität deiner Fotos beträchtlich steigern. Los gehts!
Überlege dir kurz, was auf dem Foto zu sehen sein soll. Wenn dein Foto "Gefräßige Möwe auf Muscheljagd" heißt, sollte darauf auch eine Möwe zu sehen sein und nicht nur ein unscharfer schwarzer Klumpen.
Geh so nah wie möglich ran, setze deinen Arsch in Bewegung oder lass dein Teleobjektiv die Arbeit machen. Wichtig ist, dass der Betrachter später das Motiv erkennen kann, ohne dass du es ihm so erklären musst: "Also da war eine Möwe. Die war auf Muscheljagd. Rechts unten sieht man ein Stück von Sylt. Hinter mir war der Leuchtturm, aber der hat nicht mehr aufs Bild gepasst."
Knipse nicht deine eigenen Füsse. Kein Mensch will die sehen. Solche Fotos macht man wirklich nur, wenn einem gar nichts mehr einfällt. Genieße lieber die Landschaft.
Wenn du kein Motiv hast, dann lass die Kamera stecken. Warum sind Fotos, die durch unmotiviertes rumknipsen entstehen, oft unscharf? Der Grund: Wenn du schon nicht weisst, was das Motiv ist, woher soll es dann die Kamera wissen? Sie fokussiert eben gemäß dem eingestellten Programm und liegt vielleicht daneben, wenn sie deine Absicht nicht erkennt, weil du keine hast.
Oben blau=Himmel, unten blau=Meer, dazwischen ein windschiefer Horizont. Der Betrachter langweilt sich zu Tode oder wird seekrank. Überlege dir, welchen Grund es gibt, genau den Bildausschnitt zu wählen, den du gerade im Sucher hast. "Weil ich nun mal hier stehe und keinen Bock habe meinen Hintern woanders hinzubewegen. Ist doch egal, ob da eine Stromleitung quer durchs Bild hängt." ist die schlechteste aller Begründungen. Das sieht man dem Foto nachher auch an.
Fotos, auf denen alles drauf sein muss, sind genauso wie ein Eintopf, in dem alles drin ist: Ungenießbar! Wenn du die Fähre, die süßen Lämmer, den Leuchtturm und den Ehebrocken auf einer Aufnahme haben willst, mißlingt das immer, sofern du nicht per Satellit fotografierst.
Also konzentriere dich auf ein Motiv nach dem anderen. Widme jedem deine volle Aufmerksamkeit und finde den Punkt, von dem aus es am besten aussieht.
Fotos, die man mit folgenden Worten erklären muss, sind Scheiße: "Also das kommt jetzt auf dem Foto nicht so rüber. In Wirklichkeit war die Stimmung, das Licht, die Atmosphäre ganz toll. Schade das man das jetzt nicht so sieht."
Genau das ist die Definition eines mißlungenen Fotos: Stimmung, Licht und Atmo wurden nicht eingefangen und müssen mit Worten beschrieben werden.
Lerne wenigstens die Grundlagen. Wie beim Autofahren. Du musst nicht unbedingt wissen, was ein Getriebe ist und ob dein Auto eins hat. Aber du solltest darüber informiert sein, dass man bei roten Ampeln anhält und den Zündschlüssel während der Fahrt nicht abzieht. Selbiges gilt für das Fotohandwerk. Also mach dich mit den Begriffen Belichtung, Blende, Verschlusszeit, Schärfe, Schärfentiefe vertraut.
Wenn du nur eine maximale Brennweite von 80 mm hast, werden alle deine Tieraufnahmen Scheiße sein. Garantiert! Siehe oben die Möwe. Der Grund: Du kommst niemals ungestört nahe genug an das Motiv heran. Außer vielleicht bei einer toten Katze. Besorg dir eine bessere Optik oder such dir andere Motive.
Dagegen ist diese Brennweite z.B. sehr gut für Portraits geeignet.
Leider funktioniert bei digitalen Kameras der Autofokus schlechter als bei analogen. Er braucht lange und findet oft nicht das anvisierte Motiv. Auf den mickrigen Displays sieht man meistens nicht, ob die Schärfe stimmt. Deshalb: Wenn das Foto unscharf geworden ist, dann wirf es weg. Außer es hat unersetzbaren dokumentarischen Wert für die Menschheit.
Tu außerdem deinen Mitmenschen einen Gefallen und halte die Kamera gerade. Für ne 250stel Sekunde muss das doch drin sein.
Sorge für richtige Belichtung. In den meisten Fällen macht das die Kamera automatisch und sehr gut. Trotzdem gelten immer noch die alten Grundregeln: Nicht gegen die Sonne fotografieren, nicht gegen reflektierende Flächen, extreme Kontraste vermeiden. Sonne durch Blätterdach im Wald geht immer schief, weil der Film (oder CCD bei Digitalkameras) nicht in der Lage ist, diesen extremen Kontrast zwischen hell (Sonne) und dunkel (Schatten der Blätter) zu erfassen.
Nimm Kritik ernst, solange sie plausibel begründet ist. Auch wenn es wehtut so etwas zu hören: "Bei all deinen Bildern ist der Horizont schief. Fotografierst du nur im Suff?
Wenn du perfekt werden willst, dann werde Mitglied in einer Fotocommunity und lass dich dort beschimpfen.
Ignoriere Lobeshymnen. Wenn dir ein Foto gelungen ist, dann musst du das selbst wissen. Der größte Teil deines Publikums weiß sowieso nicht genau Bescheid und glaubt womöglich sogar, dass man mit Handys fotografieren kann.
Kotz dein Publikum nicht mit Material zu. Triff eine Auswahl aus den 2500 Fotos auf deiner Festplatte. Ja, das kostet Zeit, das ist mühsam, das ist richtige Arbeit. Aber wenn du sie nicht machen willst, glaubst du, dass dein Publikum sie macht?
Zeige also nur deine besten Fotos. Sei gnadenlos beim Sieben. Vergiss für einen Moment deine Eitelkeit und versetze dich in die Lage eines Redakteurs, der für einen Artikel maximal zwei Fotos auswählen darf.
Nimm dir Zeit. Halte Ausschau nach Motiven, solange du mit Family unterwegs bist, aber widme ansonsten deine Aufmerksamkeit der Family und komm später wieder für die Fotos. Geh alleine, dann störts keinen, wenn du auf dem Boden rumkrabbelst, eine rostige Leiter hochkletterst oder eine Viertelstunde um eine Strandskulptur herumhüpfst, bis du den perfekten Ausschnitt gefunden hast.
Fazit: Fotografieren kann man lernen. Es ist sogar sehr einfach. Mach bei jeder Gelegenheit Fotos und finde heraus, welche gelungen sind und aus welchem Grund. Achte beim nächsten Shooting mehr darauf. Mit jedem Mal wirst du besser.
Wenn du diese Ratschläge beherzigst, wirst du bald eine wunderschöne Fotosammlung haben, um die man dich beneiden wird.
Hinweis: Wenn du die Fotos auf dieser Seite nicht für völlig mißlungen sondern für ganz brauchbar hältst und die angeführten Tips als eine inakzeptable Bevormundung empfindest, dann sei dir folgendes empfohlen: Don't publish! Trinke stattdessen Bier oder stricke Socken. Du brauchst das Fotografieren deshalb nicht aufzugeben, aber es ist besser, wenn deine Werke niemals an die Öffentlichkeit gelangen.
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